zurück zu Seminare

Verstehen - bis zuletzt

Die Bedeutung der Unterstützten Kommunikation bei der Begleitung todkranker und sterbender Menschen

Kommunikation ist das Band, was Menschen miteinander verbindet. Ohne sie sind wir isoliert, einsam und unfähig, das Geschehen um uns herum zu beeinflussen. Das trifft besonders auf die Menschen zu, die dem Ende ihres Lebens entgegen sehen, denn viele sind in dieser Situation in ihrer Fähigkeit, sich mit anderen Menschen auszutauschen oder mit ihnen in Kontakt zu treten, beeinträchtigt.

Für die Begleiter von Menschen auf ihrem letzten Weg ist es deshalb eine große Erleichterung, Signale und Zeichen des Gesprächspartners zu erkennen, diese deuten zu können und ihm durch unterstützende Maßnahmen zu helfen, die richtigen Worte zu finden, um Befindlichkeiten und Bedürfnisse zu äußern.

Das Konzept der Unterstützten Kommunikation beinhaltet die Entwicklung individueller, die Lautsprache ersetzender oder ergänzender Kommunikationssysteme, um eine effektivere Verständigung zu ermöglichen.
Dabei werden alle kommunikativen Fähigkeiten eines Menschen bewusst berücksichtigt um diese durch Kommunikationshilfen zu erweitern.
Die Elemente der Unterstützten Kommunikation sind:


Kommunikationshilfen sind:

Körpereigene Kommunikationsformen:

Herzschlag, Atemrhythmus, Blickbewegungen, Mimik, Laute, Gestik, Zeigebewegungen, Körperhaltung, Körperbewegungen und -reaktionen (z. B. Speichelfluss, Gesichtsröte...), Handzeichen, Gebärden

Nichtelektronische Hilfen:

Reale Gegenstände als Bezugsobjekte, Fotos und Symbolkarten, Kommunikationstafeln, Kommunikationsmappen oder - bücher

Elektronische Hilfen:

Hilfen zur Umfeldsteuerung (Netzschaltadapter und Sensortaster zur selbstständigen Bedienung elektrischer Geräte - Nachtlicht, Radio usw.), Kommunikationsgeräte (Talker), Computer oder I-Pads mit spezieller Kommunikationssoftware

Schriftsprache:

Buchstabentafeln, Wörtertafeln, Partnerscanning mit dem Alphabet, Buchstaben in die Luft schreiben oder ähnliche Buchstabierstrategien, Schreiben am PC oder Tabletcomputern (z. B. I-Pad)



Um die Kommunikationsstrategien der nicht sprechenden Menschen zu verstehen muss folgendes beachtet werden:

In der Unterstützten Kommunikation wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass der nicht sprechende Mensch alles versteht, auch wenn das äußerlich nicht nachprüfbar ist.

Niemand kann in das Gehirn eines anderen Menschen blicken! Auch bei Menschen, die scheinbar teilnahmslos sind und nicht erreichbar zu sein scheinen, ist sowohl das "nicht Verstehen" als auch das "Verstehen" eine Interpretation. In der Unterstützten Kommunikation wird ausnahmslos "Verstehen" unterstellt, nur so wird der nicht sprechende Mensch automatisch mit in Gespräche einbezogen.

Werden körpereigene Kommunikationsformen angewendet?

Haben z. B. Blickbewegungen, Handzeichen, Laute etc. kommunikativen Charakter? Versucht der nicht sprechende Mensch, uns etwas mitzuteilen?

Sowohl die innere Haltung (ehrlicher Wunsch, jemanden richtig zu verstehen) als auch das Wissen um UK-spezifische (Frage)Techniken trägt zum Gelingen der Kommunikation bei:

Dialogstrategie:

Gedankliches Hilfskonstruktionsschema um Ja/Nein-Antworten zu bekommen: z. B.: willst du was sagen, wie sagst du es, in welcher Zeit spielt es, handelt es sich um Aktivitäten, Erlebnisse, Fragen, Dinge etc., wann spielt das, welche Personen, Orte oder Dinge sind involviert...

Partner-Scanning:

Themenbereiche auf einer Tafel oder Liste werden systematisch abgefragt und eine Ja/Nein-Reaktion abgewartet. Dabei geht man vom Allgemeinen zum Speziellen.

Co-Konstruktion:

Ist eine Äußerung un- oder missverständlich, versuchen beide Partner, die unklaren Inhalte gemeinsam zu klären.

Multimodale Kommunikation:

Sämtliche Äußerungen und Kommunikationsformen werden bewusst berücksichtigt



Im Vordergrund steht aber natürlich immer die aktuelle Befindlichkeit des Patienten. Hierzu ist viel Einfühlungsvermögen aber auch Information nötig, um herauszufinden, wann jemand besonders wach und aufmerksam ist, was die Medikation bewirkt, wie es um das Erinnerungsvermögen steht, wann der Patient müde ist oder Schmerzen hat und welche Auswirkungen das Fortscheiten einer Krankheit hat.

Die Unterstützte Kommunikation kann weder heilen noch Unausweichliches aufhalten, sie trägt jedoch dazu bei, den Letzten Tagen mehr Leben zu geben.



Fortbildungsangebote:


Informationsveranstaltung (mindestens 2 Stunden):

Hierbei wird ein Überblick zum Thema "Unterstützte Kommunikation" in dem besonderen Aufgabenfeld vermittelt.

Eintägige Fortbildungsveranstaltung:

An einem 6 - 8-stündigen Fortbildungstag werden die TeilnehmerInnen mit den Methoden der Unterstützten Kommunikation vertraut gemacht und erhalten in verschieden Workshops Anregungen zur praktischen Umsetzung in spezifischen Aufgabenfeldern.

Methoden:

Vorträge, Workshops und Übungen zur Selbsterfahrung, Besprechung von Fallbeispielen, Filmbeispiele

Beratung:

Zusätzlich zu den Fortbildungsangeboten besteht die Möglichkeit zur individuellen Einzelfallberatung in einmaligen oder begleitenden Sitzungen.

Kosten:

Stundensatz für Fortbildungsangebote: 70,- zzgl. Kopienkosten, Fahrt und Übernachtung
Beratung: Erstberatung: 50,- , Folgeberatungen 40,- pro Stunde


Kontakt: rita-donhauser@mia-san-dabei.de